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Rezension „Die Kinder von der Fischerinsel“ von Andreas Ulrich

In seinem neuen Buch „Die Kinder von der Fischerinsel“ lädt der Berliner Autor und Journalist Andreas Ulrich die Leser*innen zu einer unterhaltsamen (Zeit-)Reise in die historische Mitte von Berlin ein. Das Buch ist aber alles andere als eine trockene Geschichtsstunde, sondern eine höchst persönliche und lebendige Unterhaltung.

Der Fischerkiez war früher einmal eine der verrufensten Gegenden von ganz Berlin und bot mit seinen alten, historischen und oftmals schon windschiefen Häusern Heimat für allerlei zwielichtige Gesellen. Nicht umsonst fühlte sich Heinrich Zille hier ganz besonders wohl. In der DDR ließ man die Gegend verfallen und beschloss schließlich Ende der 1960er-Jahre, die alten Bauwerke abzureißen. Dafür entstand dann eine der modernsten Hochhaussiedlungen Ostberlins.

Wie Familie Ulrich auf die Fischerinsel zog

Cover Die Kinder von der Fischerinsel
„Die Kinder von der Fischerinsel“ von Andreas Ulrich. (Cover: bebra verlag)

Anfang der 1970er-Jahre zog die Familie Ulrich in eine der exklusiven Wohnungen. Das war dem Enthusiasmus von Mutter Ulrich zu verdanken, die jede Woche aufs Neue beim Wohnungsamt vorstellig wurde, um sich für eine Neubauwohnung zu bewerben – und schließlich Erfolg hatte. 50 Jahre später begibt Andreas Ulrich sich nun auf eine Zeitreise. Ulrich schildert seine Erinnerungen an die Zeit im Fischerkiez und trifft alte Klassenkamerad*innen, die im selben Wohngebiet (oder gar im selben Hochhaus) wohnten.

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Die Fischerinsel war anfänglich eine sehr exklusive Wohngegend, in der vorrangig Funktionär*innen, Prominente und Diplomat*innen eine Wohnung bekamen. Einer der bekanntesten Bewohner war sicherlich Markus Wolf, Chef der DDR-Auslandsspionage. Aber natürlich gab es dort noch viel mehr Prominenz aus Politik, Funk und Fernsehen. Dieses Thema ist in dem Buch meist der Einstieg in die Gespräche, bevor es dann um die einzelnen Schicksale der ehemaligen Mitschüler*innen geht.

„Die Kinder von der Fischerinsel“: Zeitgeschichte in Buchform

„Die Kinder von der Fischerinsel“ erzählt viel über die DDR und sehr viel darüber, was danach geschah. Das Buch ist Zeitgeschichte zum Anfassen. Es hat schöne Momente, wie Erinnerungen an den ersten Kuss, die Banknachbarin aus dem Westen und den ersten Kater vom Eierlikör. Aber es ist auch ein Buch darüber, was das Leben aus einem macht. Eine Geschichte vom Siegen und vom Scheitern. Kurzum: wunderbar geschrieben und viel essenzieller als Geschichtsunterricht in der Schule!

„Die Kinder von der Fischerinsel“ von Andreas Ulrich (Bebra Verlag) bei uns im Online-Shop kaufen!

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Bildnachweis: Fischerinsel und mehr: Hochhaussiedlung rund um die Leipziger Straße. (Foto: andre_berlin/Pixabay)

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Autor: Mikis Wesensbitter

Mikis Wesensbitter wäre eigentlich ein waschechter Ostberliner geworden, wenn nicht Ende August 1968 ein Unfall bei der Deutschen Reichsbahn den kompletten Schienenverkehr der DDR lahmgelegt hätte. So kam er in Zossen zur Welt. Pünktlich zur 25. Wiedervereinigungsfeier erschien mit "Wir hatten ja nüscht im Osten … nich’ ma Spaß" Mikis Tagebuch aus dem Jahre 1989 in der Edition Subkultur.

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