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Rezension: „Die Töchter des Nordens“ von Sarah Hall

Die britische Autorin Sarah Hall hat mit ihrem Roman „Die Töchter des Nordens“ laut Times „eines der 100 besten Bücher des Jahrzehnts“ vorgelegt. Nicht alle Rezensent*innen sind dieser Meinung. Mal sehen, wie unser Kollege Mikis das Buch bewertet.

In einer nicht allzu fernen Zukunft hat die Welt sich vollkommen verändert. Der Klimawandel hat zugeschlagen, Sturmfluten sind auf das Land getroffen und Kriege haben getobt. England liegt in Trümmern. Während der ländliche Raum verlassen ist, weil alle Menschen in die Städte geflüchtet sind, herrscht in den einstigen Metropolen nun ein strenges Regime.

„Die Töchter des Nordens“: Rigide Gesetze

Töchter des Nordens
„Die Töchter des Nordens“ von Sarah Hall. (Cover: Penguin)

Die Demokratie ist längst Vergangenheit. Mit Notverordnungen und rigiden Gesetzen sorgt „Die Obrigkeit“ dafür, dass die Menschen funktionieren. Essen und Wohnraum gibt es nur für diejenigen, die arbeiten und sich an die Regeln halten.

Eine namenlose Frau will nicht länger unter diesen Umständen leben und flüchtet aus der Stadt. In ihrem Gepäck hat sie nicht nur das alte Gewehr ihres Vaters, sondern auch eine Sammlung von Zeitungsausschnitten – aus der Zeit vor den Katastrophen.

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Ihr Ziel liegt in den Bergen, wo früher eine autarke Frauen-Kommune lebte. Völlig erschöpft erreicht sie ihr Ziel und wird dort alles andere als herzlich willkommen geheißen. Im Gegenteil. Sie wird misshandelt und in einen Käfig gesperrt. Aber nach der Tortur wird sie Teil der Kommune und nimmt den Namen Schwester an.

Sarah Hall: Feministischer Zukunftsthriller

Sarah Hall hat für ihr Buch „Die Töchter des Nordens“ ein Zukunftsszenario entworfen, das sich wirklich niemand wünschen mag. Das entbehrungsreiche Leben der Frauen auf dem Hochland ist zwar wesentlich angenehmer als das Leben in den Städten, aber weit davon entfernt, schön zu sein.

Und selbst dort draußen in der Einöde sind die Frauen nicht sicher. Die charismatische Anführerin Jackie hat einen Teil der Gruppe zu einer schlagkräftigen paramilitärischen Einheit ausgebildet und plant nun, die Verhältnisse in England zu verändern.

„Die Töchter des Nordens“ ist ein feministischer Zukunftsthriller, der unter die Haut geht. Das Buch ist keine Entspannungslektüre, sondern hart, manchmal regelrecht brutal und schmutzig. Viele Dinge bleiben im Dunklen, werden nur durch Andeutungen umrissen, hier ist dann die Phantasie der Lesenden gefragt.

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Fazit: Ein mehr als lesenswertes Buch. Eine Reise in die Zukunft, die hoffentlich niemals so werden wird.

„Die Töchter des Nordens“ (Penguin) von Sarah Hall findet ihr bei uns im Online-Buchshop.

(Bildnachweis: Sarah Hall (c) Penguin/Richard Thwaites)

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Autor: Mikis Wesensbitter

Mikis Wesensbitter wäre eigentlich ein waschechter Ostberliner geworden, wenn nicht Ende August 1968 ein Unfall bei der Deutschen Reichsbahn den kompletten Schienenverkehr der DDR lahmgelegt hätte. So kam er in Zossen zur Welt. Pünktlich zur 25. Wiedervereinigungsfeier erschien mit "Wir hatten ja nüscht im Osten … nich’ ma Spaß" Mikis Tagebuch aus dem Jahre 1989 in der Edition Subkultur.

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