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Jana Beck: „Nicht jeder von uns ist eine Fanny Mendelssohn oder ein Wolfgang Amadeus Mozart“

Glückspille mit Nebenwirkungen. (Banner: jana-beck.at)

Die Autorin Jana Beck war Turniertänzerin und Lehrerin. Jetzt arbeitet die in Linz geborene Mutter zweier Söhne als Projektmanagerin und Softwareentwicklerin. Ihre Texte beschäftigen sich mit Geschichte und starken Frauen. Wir haben Jana zum Interview gebeten, wo sie über ihr literarisches Schaffen, das Versinken in die Stoffe und ihr nächstes Projekt berichtet.

MBW-Blog: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Jana Beck: Ich bin eine derjenigen, die schon immer gerne geschrieben haben. Das professionelle Schreiben habe ich erst vor einigen Jahren begonnen, als meine Kinder aus dem Ärgsten heraußen waren. Da habe ich Workshops besucht und mich intensiv mit dem Schreibhandwerk beschäftigt. Denn da gibt es viel, was man in der Schule nie hört. Ich vergleiche es gerne mit dem Erlernen eines Instrumentes: Es gibt Basics, die jeder erlernen kann – und dennoch ist nicht jeder von uns eine Fanny Mendelssohn oder ein Wolfgang Amadeus Mozart.

Warum beschäftigst du dich mit starken Frauen?

Ich bin fasziniert von Frauen, wie Marie Curie, die sich nicht unterkriegen lassen, allen Widrigkeiten trotzen und ihren Traum – oft unter schwierigsten Bedingungen – leben. Gegen Einschränkungen durch die Gesellschaft und andere für ihre Leidenschaft kämpften. Und wenn ich heute – im 21. Jahrhundert in Österreich – erfahre, dass Mütter Bedenken haben, ihre mathematisch begabten Töchter in entsprechende Schulen zu schicken, „weil sie ja Mädchen“ sind, läuft es mir kalt über den Rücken. Gläserne Decken im eigenen Kopf niederzureißen ist auch oft schwierig. Daher wäre es toll, wenn sie erst gar nicht entstehen würden. Wenn wir so viele Geschichten hören und Beispiele erleben, dass völlig klar ist: Ich kann meine Fähigkeiten nutzen und mein Leben so gestalten, wie es meinen Begabungen entspricht.

Jana Beck. (Foto: Jana Beck)

Kannst/willst du vom Schreiben leben oder ist das für dich eher ein schönes Hobby?

Ich habe das Glück, dass ich meinen sogenannten „Brotjob“ – ich bin Informatikerin – sehr gerne ausübe. Er macht mir genau so viel Spaß wie das Schreiben. Beim Verfassen und Veröffentlichen von Romanen bangt man als Autorin bei jedem Buch von Neuem: Sind die Leser*innen so begeistert vom Thema, wie man es selber ist? Und die Gewissheit hat man nie. Somit ist das Schreiben für mich ein wunderschöner Nebenjob. Und über „Autorin als Fulltime-Job“ sprechen wir, wenn ich meinen ersten Bestseller gelandet habe.

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Was bedeuten dir deine Protagonisten, lebst du beim Schreiben mit ihnen mit?

Das war einer der Gründe, warum ich mich sehr lange nicht ans „ernsthafte“ Schreiben und an Romane getraut habe: Ich hatte schon die Ahnung, dass mich das Verfassen eines Buches mit Haut und Haar gefangen nehmen wird. Und genau so ist es auch gekommen. Ich stehe in der Früh mit meinen Protagonisten auf, und sobald ich eine ruhige Minute habe, sei es beim Autofahren oder so banalen Tätigkeiten wie Geschirr abwaschen, tauchen sie sofort wieder auf und begleiten mich, bis es Zeit ist ins Bett zu gehen. Und die ganz Hartnäckigen lassen mich sogar mitten in der Nacht aus dem Schlaf aufschrecken, da sie einen ganz fantastischen Vorschlag haben, was sie als Nächstes in der Geschichte zu tun gedenken. Also würde ich sagen: Sie leben mit mir mit, genauso wie ich mit ihnen beim Niederschreiben der Geschichte. Da versinke ich in ihre Welt, bin mit ihnen glücklich oder verzweifelt und tauche am Ende eines Kapitels wieder auf und muss mich kurz orientieren, wo ich bin – dass meine Umgebung noch so ist, wie zuvor. 

Wie gestaltest und veröffentlichst du deine Bücher?

Nun – so gerne ich schreibe, so talentfrei bin ich in grafischen Dingen. Ich habe größte Hochachtung vor allen, die so grandios zeichnen und designen können. Daher wende ich mich für diese Belange an Profis, die mir bis jetzt immer fantastische Cover gezaubert haben. 

Meine Romane veröffentliche ich selbst – da lege ich alleine Titel, Klappentext und Cover fest. Das genieße ich. Bei Verlagsveröffentlichungen liegt das ja nicht in der Hand der Autorin. Meine Bücher gibt’s als E-Book, aber immer auch als Taschenbuch und – wenn möglich – als Hardcover ebenfalls. Obwohl in meinen Regalen viele Taschenbücher stehen, finde ich – ein Hardcover hat schon etwas Besonderes. 

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Worum wird es in deinem nächsten Buch gehen?

Beim nächsten Buch wage ich mich an einen historischen Roman, den ich schon seit Jahren schreiben möchte. Als ich vor Jahren in Chicago war, hat mir ein alter Herr, ein Einheimischer, seine Stadt gezeigt und so fantastische Geschichten berichtet, dass ich im Anschluss gegoogelt habe, ob dass denn alles wahr sein könne. War es. Ein Beispiel gefällig? Der Chicago River floß in den Michigan-See und die Abwässer haben das Trinkwasser verunreinigt. Was machten die Einwohner Chicagos in so einem Fall? Sie änderten einfach die Flussrichtung – und schon schwamm der ganze Unrat zum Mississippi.

Daher wird mein nächster Roman eine junge deutsche Emigrantin in das Chicago des 19. Jahrhunderts führen. Übrigens: 1860 stammte jeder fünfte Einwohner Chicagos aus Deutschland.

So – und jetzt bremse ich mich wieder ein. Du merkst: Ich bin gerade beim Recherchieren und fasziniert von allem, was ich an historischen Kostbarkeiten entdecke.

Liest du selbst gern? Wer sind deine Lieblingsbücher/-autor*innen?

Oh ja, ich lese unheimlich viel. Einen Tag ohne Lesen gibt es bei mir quasi nicht, und wenn es nur zehn Minuten vor dem Einschlafen sind. Meine Lieblingsautor*innen? Da gibt es etliche, zum Beispiel Jodie Picoult und Sidney Sheldon, um nur zwei zu nennen. Die letzten Romane, die ich nicht aus der Hand legen konnte, waren „Trümmerkind“ von Mechtild Borrmann, „Der Zug der Waisen“ von Christina Baker Kline und „28 Tage lang“ von David Safier.

Was ist dein größter Wunsch für die Zukunft – dein literarisches Schaffen betreffend?

Mein größter Traum wäre die Veröffentlichung in einem großen Publikumsverlag. Unabhängig davon, ob dieser Traum je in Erfüllung geht, werde ich weiterschreiben, denn das macht mir einfach Spaß. Zudem wünsche ich mir, mit jedem neuen Roman mehr Leserinnen zu erreichen, ihnen unterhaltsame Stunden zu bereiten und sie in die Welten zu entführen, in die ich beim Schreiben so tief eintauche.

Vielen Dank für das Interview.

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